„Mehr als unterrichten“

Was Lehrerinnen und Lehrer an Berufs- und Förderschulen herausfordert

Sonderpädagogische Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer in Regel-, Förder- und Förderberufsschulen ab der Jahrgangsstufe 8

Auf der Seite junger Menschen zu sein, wenn diese in schwierigen Lebenssituationen stecken oder aufgrund einer Beeinträchtigung besondere Förderung brauchen, stellt hohe Anforderungen an pädagogische Begleiter, Lehrerinnen und Lehrer und in der Ausbildung tätige Fachkräfte. Der Lehrberuf verlangt vieles, im Hinblick auf die Inklusion insbesondere sonderpädagogische Fachkompetenzen in Didaktik und Methodik des Unterrichtens und der individuellen Förderung des Schülers.

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„Die Pädagoginnen und Pädagogen in unseren Berufsschulen sind mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert”, stellt Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge in der Diözese Regenburg e.V. heraus, „deshalb investieren wir als Träger von Förderzentren und Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung bewusst in eine entsprechende Zusatzqualifizierung unserer Lehrkräfte.” Die KJF ist Träger von acht Förderzentren, einer Schule zur Erziehungshilfe und drei Förderberufsschulen in der Niederbayern und der Oberpfalz. Jährlich besuchen etwa 3.000 Kinder und Jugendliche mit Behinderung deren Bildungsstätten und Ausbildungseinrichtungen.

Was heißt „Sonderpädagogischer Förderbedarf”?
Ihrem Leitbild entsprechend, „jeden auf der Grundlage seiner Fähigkeiten zu fördern und zu bilden”, bereiten die pädagogischen Fachkräfte innerhalb der KJF insbesondere im Bereich der Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung junge Menschen mit einem sonderpädagogischen Lernbedarf individuell und gezielt auf eine Berufsausbildung vor oder bilden sie für einen Beruf aus. Sich einfühlen können, Verständnis aufbringen, viel Geduld zeigen und einen kühlen Kopf in wiederkehrend schwierigen Situationen bewahren, das sind selbstverständliche Eigenschaften, die gefordert sind. Ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit hilft darüber hinaus, den Problemstellungen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. Entscheidend jedoch sind die sonderpädagogischen Fachkompetenzen.

Brauchen Kinder und Jugendliche eine besondere pädagogische Förderung, damit sie ihr Bildungsziel erreichen, spricht man von sonderpädagogischem Förderbedarf. Ausgehend und abgestimmt auf ihre individuellen Fähigkeiten und ihre soziale Situation erhalten sie eine differenzierte Unterstützung, die schulische, therapeutische und psychologische Maßnahmen mit einschließt und ggf. auch soziale Hilfen umfasst. Kinder und Jugendliche mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf brauchen diese Maßnahmen in ihrer schulischen Entwicklung und beim Übergang in den Beruf.

Gutes Rüstzeug notwendig
Ein Blick auf die Zahlen zur sonderpädagogischen Zusatzqualifizierung in Bayern im Schuljahr 2012/2013 zeigt: nur wenige Berufsschullehrer/innen an Förderberufsschulen haben sie. Von 1.109 Lehrer/innen hatten 239 Lehrer/innen die Qualifizierung für das Lehramt an Sonderschulen, 252 für das Lehramt an beruflichen Schulen, 197 unterrichteten als sog. gewerbliche Fachlehrkräfte. Ohne Qualifizierung zum Lehramt unterrichteten 113 Meister und Techniker und 64 Sonstige an sonderpädagogisch ausgerichteten Schulen. (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung).

Innerhalb der Katholischen Jugendfürsorge ist man sich der damit verbundenen Problematik bewusst und reagierte bereits 2011 mit einer umfangreichen Qualifizierung der Lehrer/innen und Ausbilder/innen in den Förderzentren und Berufsschulen. Für gutes Rüstzeug sorgten Dozenten der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg vom Lehrstuhl für Pädagogik bei Verhaltensstörungen (Prof. Dr. Roland Stein) in Zusammenarbeit mit dem Referat Personalentwicklung der KJF im vergangenen Jahr. 15 Teilnehmer/innen erhielten eine grundlegende Schulung, die wesentliche Themen und Fragestellungen der Sonderpädagogik aufgriff.

Die Qualifizierungsmaßnahme endete nun im Mai 2015 mit einem Kolloquium, bei dem die Teilnehmer/innen ihre Projektarbeiten vorstellten und sich der Diskussion im Plenum stellten. KJF-Direktor Michael Eibl würdigte das Engagement der Lehrkräfte. Der jeweils persönliche Lernerfolg wurde zum Abschluss der Weiterbildung evaluiert ebenso wie die Übertragbarkeit des Gelernten ins persönliche Arbeitsfeld.

Die Kooperation mit der Universität Würzburg hat sich als gewinnbringend für den Erfolg dieser Personalentwicklungsmaßnahme gezeigt und soll auch in weiterführenden Angeboten noch verstärkt werden.

Text: Christine Allgeyer, Dagmar Dengel